 |
 |
Unter Kyudo (kyu - Bogen; do - Weg)
versteht man eine jahrhundertealte japanische Form des
Bogenschießens. Der auffälligste Unterschied zum westlichen
Bogenschießen liegt in der Verwendung des asymmetrischen, etwa 2,25 Meter
langen japanischen Bogens ohne irgendwelche Visiereinrichtung oder
Pfeilauflage, der Kleidung, die sich aus der des Samuraikriegers entwickelte,
und dem zeremoniellen Ablauf des Schießens. |
 |
Zeremonielles Bogenschießen wurde in Japan bereits im
achten Jahrhundert von den Samurai bei besonderen Anlässen
vorgeführt. Die Energie und Schlagkraft des Kriegers wurden mit der
Würde und Ästhetik der Zeremonie verbunden. Nachdem im 16.
Jahrhundert Feuerwaffen eingeführt worden waren und der Bogen seine
Bedeutung als Waffe verloren hatte, traten die geistigen Aspekte von Kyudo in
den Vordergrund. Schon der Anfänger lernt schnell, daß nicht
Wille und Ehrgeiz zu einem guten Trefferbild führen, sondern
Konzentration, Gelassenheit und beständiges Üben mit korrekter
Technik. Es ist schwer, Kyudo in herkömmliche Kategorien einzuordnen.
Kyudo hat eine sportliche Komponente, ohne nur Sport zu sein, es hat einen
geistigen Aspekt, ohne Ideologie zu sein, es ist eine körperliche
Disziplin, aber mit einer starken psychischen und emotionalen
Kraft.
Obwohl Kyudo in unterschiedlichen Kyudo-Schulen gepflegt wird,
ist die traditonelle Form des japanischen Bogenschießens nach über
tausendjähriger Geschichte nahezu gleich geblieben. In Deutschland
verbreitet ist der Heki- und der Shomen-Stil. Siehe hierzu auch unsere
nachfolgend angegebenen Bildseiten!
Für wen ist Kyudo?
Kyudo ist eine eher introvertierte Übung, ohne
spektakuläre äußere Aktionen. Kyudo schult Konzentrationskraft
und Gelassenheit, es schärft Körperwahrnehmung und wirkt sich positiv
auf Körperhaltung, Balance und Bewegungskoordination aus. Kyudo ist aber
auch geistiges Training zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Da
es nicht auf Muskelkraft ankommt, sondern auf sensible Bewegungskoordination,
ist Kyudo für Frauen und Männer jeden Alters geeignet.
Wo kann man Kyudo üben?
Kyudoübende sind in Deutschland im DKyuB (Deutscher
Kyudo Bund) zusammengeschlossen. Der DKyuB ist Mitglied der EKF (European Kyudo
Federation). Dachverband ist die ANKF (All Nippon Kyudo
Federation). Interessierte können sich direkt an den
nächstgelegenen Verein oder an die Vertreter der jeweiligen Verbände
wenden.
Die drei Säulen und das Fundament von Kyudo
|
Die TECHNIK umfasst nicht nur die
Schießtechnik, sondern setzt auch profunde Kenntnisse über die
Handhabung, Funktion und Pflege des verwendeten Materials (Bogen, Pfeile,
Schießhandschuh) voraus.
Mit REI (oder Reiho) wird im
weitesten Sinne die Etikette bezeichnet. Sie ist Grundlage eines respektvollen
und höflichen Miteinanders und gewährleistet u.a. eine effektive
Übungsatmosphäre. Technik und Etikette sind im Kyudo untrennbar. Die
Japaner sagen: "Sha wa rei ni hajimari, rei ni owaru'' (Das Schießen
beginnt mit Etikette und endet mit Etikette).
TAIHAI bezeichnet
das fein aufeinander abgestimmte Schießen in einer Gruppe (meist
fünf Schützen). Es schult Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme
gegenüber den anderen Schützen. Auch Wettkämpfe werden in dieser
Form durchgeführt. Fortgeschrittene Schützen üben
zusätzlich das zeremonielle Bogenschießen (Sharei). |
|